DaF-Seiten und ihre MacherInnen
Folge 14 - Johannes Jänen, Örebro (Schweden)
E-Mail: Johannes Jänen
Internet-Projekt: |
Was finden Sie auf den Web-Seiten?
Unsere Meinung: Johannes Jänen verzichtet in seinem Online-Sprachkurs auf technische Spielereien, die zwar anfangs motivieren, deren Wirkung aber schnell verblasst. In seiner virtuellen deutschsprachigen Lernumgebung finden sich zwar alle webbasierten Übungsformen, die einen echten Mehrwert versprechen (interaktive Übungen, Web-Recherche-Projekte und Simulationen usw.), aber diese Einbettung wirkt wie zurückgenommen, ja alltäglich. Das Web ist im Arbeitsalltag angekommen: Als eine Option unter vielen. Ein Werkzeug neben anderen. Mit Schwächen, aber auch den hier deutlich heraus gearbeiteten Stärken beim Materialtransfer, der Aktualität, der Authentizität und bei der Vernetzung mit Zusatzmaterialien (Wörterbücher, Grammatik). Damit ist Johannes Jänen so manchem Kollegen schon etwas voraus, der noch eine eigene Linie sucht, den persönlichen Zugang zum Medium und seiner Einsetzbarkeit im Unterricht. Man merkt dem Online-Sprachkurs die langjährige Unterrichtspraxis des Autors und die Erprobung im Unterricht an. Die ständige Reflexion über das Machbare scheint überall durch. Es ist der pragmatische, alltägliche, unverkrampfte Umgang mit dem Medium, der auffällt. Und dies nicht nur der Redaktion: Wenn wir den Online-Kurs in unseren Fortbildungen als Beispiel vorstellen, sind auch skeptische Kollegen/innen überrascht, wie einfach es doch sein kann, das Internet für den Unterricht nutzbar zu machen. "Aha"-Effekte reihenweise. Im wahrsten Sinne des Wortes. "Einfach" bezieht sich dabei aber nur auf die Rezeption, nicht auf die Konzeption. Damit nicht genug: Nach der Erstellung möchte ein solch umfangreiches Angebot gehegt und gepflegt werden. Und die Halbwertzeit einer validen Web-Adresse ist recht kurz.
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Johannes Jänen über sich und sein Internet-Projekt:
Nach einem Germanistikstudium in Münster und einigen Jahren als Deutschlehrer an einem Gymnasium im Ruhrgebiet landete ich 1981 in einem Gymnasium in Örebro/Mittelschweden; diesmal als DaF-Lehrer. Der Lehrerberuf machte mir allerdings erst richtig Spaß, als das Internet Anfang der 90er Jahre leichter zugänglich wurde, d. h. mit der Installation des ersten Browsers. Hier gab es plötzlich die Möglichkeit, virtuelle deutschsprachige Lernumgebungen zu schaffen. Ziemlich unerwartet bekam ich 1996 von einer schwedischen Stiftung die finanziellen Mittel, um meine Idee von einem Online-Lehrwerk LernNetz Deutsch zu realisieren. Die Idee läuft darauf hinaus, dass der Lerner -bei völligem Verzicht auf traditionelle Lehrbücher - in seinem eigenem Tempo für seine Lernerfolge selbst aktiv Verantwortung übernimmt. Die notwendigen Mittel dafür stellt das LernNetz entweder direkt im Internet zur Verfügung (fertige, häufig projektorientierte Lerneinheiten, grammatische Erklärungen, interaktive Übungen etc.) oder im lokalen Netzwerk über den PC (Wörterbuch, Vokabeltrainer, HTML-Editor usw.). Der Lehrer fungiert dabei als Berater/Mentor. In den letzten Jahren habe ich versucht, die Möglichkeiten des digitalen Mediums besser auszunutzen durch die Erstellung eines digitalen Vokabeltrainers. Durch die Kombination: Bild - Text - Interaktion (Drag&Drop und Schreibübung) können die Schüler ihren Wortschatz vertiefen und festigen. Viele dieser Übungen sind in den Unterrichtseinheiten von LernNetz eingebunden. Außerdem habe ich - wie immer nur so zum privaten Vergnügen - damit angefangen, kleine hausgemachte Videofilme zu verschiedenen Themen ins Internet zu stellen. Zu diesen Filmen gibt es diverse Übungen und Internetrecherchen (im Lernnetz den Button "LernNetz" anklicken). Wenn man damit arbeiten will, braucht man allerdings eine sehr schnelle Internetverbindung. Bei meinen Schülern sind die Filme ziemlich gut angekommen und sie sind dadurch animiert worden, selbst eigene deutschsprachige Filmchen mit einer digitalen Videokamera im Unterricht zu produzieren. Die Vorteile sind offensichtlich: die Schüler sind motiviert, werden kreativ und verlieren die Angst davor, Deutsch zu sprechen. Nachteil: der Zeitaufwand ist beträchtlich.
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